
Sicherlich mit einer DER Nächte in Frankfurt: Die Nacht der Museen, zu der wir uns, das Pänchen, Freunde und ich, gestern nach meinem famosen Sieg aufgemacht haben. Im Jahr 2000 richtete die Stadt die erste "Nacht der Museen" aus. Damals war die Veranstaltung noch so etwas wie ein großer, kollektiver Kunstbesuch, während sich die Macher inzwischen zunehmend auch immer mehr auf das jünger werdende Publikum einstellen, so dass das nächtliche Event mittlerweile einen gewissen Grad an Kultur-Party-Charakter angenommen hat, was keinesfalls abwertend gemeint ist. Nein, ganz und gar nicht. Es werden einfach mehr Interessen aller Altersklassen abgedeckt, wobei ich bei einem wichtigen Thema bin: der Vielfalt. Um sich diesen Abend bestmöglich zu gestalten, sollte man sich meines Erachtens im Vorfeld ins umfangreiche Programm einlesen und koordinieren, was bei rund 200 Programmpunkten mit Dauer- und Wechselausstellungen, Führungen und Künstlergesprächen, Performances, Lesungen und Vorträge, Filme und Videos, Impro-Theater, Konzerten aus unterschiedlichen Sparten und Open-Air-Veranstaltungen sicherlich nicht ganz leicht ist. Später zwanghaft daran festzuhalten, halte ich allerdings auch für keine ganz geeignete Methode, zumal dann nicht, wenn man etwas gefunden hat, was einem gefällt, schließlich soll das Motto, einen vergnüglichen Abend zu verleben, nicht außer Acht geraten, was mit einem Grundleitfaden des eigenen Interesses aber gewiss nicht passieren wird.

Von den vielen Möglichkeiten, die wir uns zusammengeschrieben haben, es waren bestimmt 20, haben wir letztendlich folgende realisiert: Kriminalmuseum, Zoologischer Garten, Paulskirche, Dommuseum, Kaisersaal im Römer, Museum für Moderne Kunst und das Senckenberg Naturmuseum.
Leider hatte die Zeit mal wieder ihre Siebenmeilenstiefel an, weshalb ganz viel von dem, an dem mein Herz hing, ungesehen blieb, was mich ein wenig traurig stimmte, aber das ist nun mal so, wenn man zu viert unterwegs ist – da ist man gezwungen Kompromisse zu schließen. Und das noch mehr, als wenn man nur zu zweit die Nacht zum Tage macht.
Meine Highlights waren definitiv das
Kriminalmuseum, in dem ich nicht nur vier Tage alte Toten-Bilder von der in den 60er Jahren stadtbekannten Edelprostituierten, Rosemarie Nitribitt, die im Herbst 1957 in ihrer völlig überheizten Wohnung gefunden wurde, sah und mich darüber wunderte, wie sehr ein Körper in so kurzer Zeit verfällt, sondern darüber hinaus erfuhr, dass Fliegen bei Toten bereits nach zwei Stunden ihre Eier in die Augen ablegen und sich die schlüpfenden Maden durch den Körper fressen und – fast schon ein alljährlicher Klassiker – das
Museum für Moderne Kunst, wo wir diesmal der Hölle, einem Bild von Bernard Buffets, ins Antlitz blickten.
Im Kriminalmuseum hätte ich mich wahrscheinlich Stunden aufhalten können, um den Führern noch weitere schreckliche Details, wie zum Beispiel der Frage, wie Tote riechen, zu entlocken, aber es wird ein nächstes Mal geben.

Nein, ich will mich nicht beklagen, aber bedauern möchte ich das Ganze schon. Im Museum für Moderne Kunst, in dem wir schon so manche seltsame, aber absolut spannende Erfahrungen gemacht haben, die als Kunst „verkauft“ wurden, zum Beispiel große, leere Räume, in denen nichts, außer Feuchte, war, was sich schließlich als Leichenwaschwasser identifizierte, haben sich die Interessen zwischen uns und unseren Freunden schließlich doch geschieden, weshalb wir uns zu spät fortgeschrittener Stunde – für einen Museumsbesuch - trennten, natürlich friedlich, weil unterschiedliche Geschmäcker zu haben ja nichts mit Sympathien zu tun hat.
Das Museum für Moderne Kunst widmet sich noch bis zum 3. August vornehmlich den Werken Bernard Buffets (1928 – 1999), der früher als einer der bedeutendsten Künstler Frankreichs galt. Über seine Kunst lässt sich ganz gewiss streiten, eines ist aber gewiss: seine Werke haben mit ihren realistischen Abbildungen einen unverwechselbaren Stil, der uns, mich vor allen Dingen auch fotografisch, weil ich den Kontrast der Bilder so ausdruckstark fand, in den Bann zog.