
Die Luft ist so stickig und zäh, dass ich das Gefühl habe, kaum noch Atmen zu können, was mitunter durch die 28,6° C Raumtemperatur, in denen ich mein derzeitiges Dasein friste, begünstigt werden könnte.

Habe auf dem gestrigen Volontärstag erfahren, dass ich ggf. im November für vier Wochen nach Berlin darf, wo es einen Kompaktkurs journalistischer Grundregeln und Darstellungsformen, die es zwar bereits jetzt zu achten und einzuhalten gilt, der Arbeitsalltag aber für Details und Erklärungen jedoch kaum bzw. sehr wenig Zeit gewährt, für angehende Redakteure gibt. Es mutete mir insofern seltsam an, als dass ich vor einigen Wochen die für uns zuständige Person (Volobetreuerin) danach fragte und sie sich dahingehend äußerte, dass dieses Jahr bereits alle Plätze belegt seien, wobei sie gestern meinte, dass jetzt wieder überraschend gesucht würde.

Wäre ich ein „gewöhnlicher“ (wertneutral gemeint) Mainpost-Volontär, wäre das Nachdenken darüber, wann und wie ich diesen Kurs realisiere (ist Bestandteil eines jeden ernsthaft ausbildenden Volontariats) keine Frage, da unser Verlag aber, auch wenn er ein Unternehmen der Mainpost (Holtzbrinck-Gruppe) ist, eigenständig entscheidet und ich erst die zweite Volontärin überhaupt bin, gilt es, sich eigenständig dafür einzusetzen, so wie es Beate, meine Vorgängerin, auch gemacht hat, wobei ihre Konditionen neben dem Kurs vor Ort dann doch ein wenig abgewandelt waren. Mein heutiges Bestreben, mit dem Chef darüber zu sprechen, wurde mir insofern verwehrt, als dass er heute gar nicht anwesend war. Schade, denn dann hätte ich dieses klärende Gespräch, vor dem ich doch ein wenig Angst habe, schon hinter mir.
Ich glühe, ... bin geduscht (just vor einer Sekunde) und glühe doch. Ich könnte mich in den Kühlschrank setzen.
Der gestrige Volotag zum Thema die Sekte „Universelles Leben“ (UL), vornehmlich auch das 4-stündige nachmittägliche Gespräch mit fünf verschiedenen Aussteigern war hochinteressant und aufschlussreich. Was mir gut daran gefallen hat war, dass keiner von ihnen bösartig über diese Glaubensgemeinschaft, um es mal neutraler zu formulieren, in der sie selbst so lange „gefangen“ waren, berichtet hat. Sie blieben stets sachlich, differenzierten und waren für uns alle überraschend offen.

Den Vormittag nutzten wir – in Begleitung eines Jägers, der bei den „ULern“ selbst in einem sehr schlechten Licht steht (so seine Worte) – dazu, um das sehr weitläufig umpflanzte Gut, in dem die Prophetin, zu der und durch die der Herr selbst sprechen soll, lebt, aus der Ferne zu begutachten. Da mir gestern aber die abenteuerlichsten Geschichten zu Ohren gekommen sind und ich sie natürlich nur dem Hören nach kenne, bin ich jetzt ein wenig eingeschüchtert hinsichtlich dem, was ich schreiben kann, ohne dass sich jemand angegriffen, falsch verstanden oder verletzt fühlt.
Die Landflächen, die ich sah, erinnerten mich, zwar nicht durchweg, aber partiell schon, an die Toskana und die Provence. Wäre das Bewusstsein ein ungetrübtes gewesen, wäre sicherlich Urlaubsstimmung aufgekommen. Ja und wären die Kameras nicht gewesen, hätte sich dem Auge sicherlich ein tadellos pittoreskes Bild geboten, aus dem die Künstler von einst eine entzückendes Werk für die Nachwelt hätten kreieren können. Ungeachtet dessen ließ ich es mir aber trotz mulmigen Gefühls auch nicht nehmen, ein paar Photos zu machen, obwohl ich eigentlich nur das für mich Schöne einfangen wollte.
pattyv - am Donnerstag, 22. Juli 2004, 23:22 - Rubrik:
Ein neuer Tag