
In Anbetracht des Umstandes unseres fröstelnden Miteinanders zum Zeitpunkt unseres Reisebeginns, haben wir gut eineinhalb harmonische Tage miteinander verschenkt. Zeit, in der wir uns wie Fremde begegneten. Zeit, in der wir genauso gut die Gestalt eines Fisches hätten haben können, weil wir uns nicht mehr als einander „anblubbten“.
Zeit, in der ich Lissabon bewunderte, mich - vor allen Dingen auch am ersten Abend - ob der stets neuen Eindrücke, die an jeder Straßenecke mit neuer Vielfalt genährt wurden, kaum vor Begeisterung zurückhalten konnte. Zeit, in der ich entschied, diese Stadt zu mögen, sie für mich als ungefährlich und überschaubar einzustufen.
Zeit, in der ich wahrnahm, nichts zu vermissen: weder den PC noch Nachrichten, die ansonsten neben der Arbeit mein Dasein bestimmen. Zeit, in der mich vieles an Rotondella, den Geburtsort meines Vaters, ein kleines Bergdorf tief im Süden Italiens, erinnerte. Zeit, in der ich die Ruhe der Einheimischen registrierte und in der Gemächlichkeit einer anderen Kultur abtauchte. Aber auch Zeit, die ich trotz innerem Enthusiasmus nicht teilen konnte, weil ich in Begleitung allein gelassen wurde, was mich ungeachtet aller Entzückung für diese Stadt doch sehr traurig stimmte. Insofern war das Zusammensein widerlich und angenehm zugleich, zumindest für diese ersten eineinhalb Tage, die darin gipfelten, dass wir einen vorzeitigen Rückflug in Erwägung zogen.Glücklicherweise unterließen wir diese irrsinnige Idee und fanden schließlich auch wieder einen Weg zueinander, der den restlichen Aufenthalt doch noch zu dem werden ließ, als was er ursprünglich angedacht war: eine erkundende, aber auch erholsame Reise in vertrauter Zweisamkeit, in welcher wir nicht nur von den Alltäglichkeiten des Zuhauses abschalteten, sondern zudem noch Pans Geburtstag feierten.