Am Samstag Abend erreichten mich Jürgens folgende Zeilen, aus denen ich lediglich einen Auszug veröffentliche:
„Melly hat mir gestern offenbart, dass sie nicht weiß wie es weitergehen soll - sie hat mich lieb, aber sie weiß nicht, ob die Liebe groß genug ist. Ich war sprachlos als ich dies hörte. Damit hatte ich in keinster Weise gerechnet. Sie hat mir vorhin nur eine Sms geschickt, dass sie Zeit braucht und über uns nachdenken muss. Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe Ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich sie brauche. Wenn jetzt wieder Schluss ist, weiß ich wirklich nicht mehr was ich mache - ich glaube ich verkrafte das alles nicht mehr...
Ich werde jetzt das Auto volltanken und irgendwo weit wegfahren.“
Jürgen, der inzwischen beim Zollamt arbeitet, habe ich vor etlichen Jahren mal in der Universitätsbibliothek kennengelernt. Von Jürgens ausgeprägter und hilfloser Emotionalität erfuhr ich aber erst vor drei Jahren, als seine damalige Freundin Kathrin überraschend die Beziehung beendete und Jürgen nach einer Wohnungsvernichtung (seine eigene) der besonderen Art in eine lähmende und antriebslose Starre verfiel, die ihn in kurzer Zeit auf bedrohlich wenige Kilos hat abnehmen lassen.
Nach einigen „Fehlläufen“ nahm ich letztes Jahr im Sommer erfreulich zur Kenntnis, dass Jürgen in Melly wieder eine neue Partnerin, der er sich auch losgelöst hingeben konnte, gefunden hatte. Mellys Gegenwart stabilisierte ihn in sich selbst und ließ ihn auch wieder dem Leben zugewandt an selbigem teilnehmen.
Bereits am Samstag antwortete ich ihm unmittelbar nach dem Lesen seiner Mail, dass er mich zu jeder Zeit anrufen könne und dass das nicht bloß so dahingesagt sei, wobei ich ihn, wäre mein Pan nicht vor Ort gewesen, sicherlich gleich selbst angerufen hätte, ich aber nicht gewusst habe, wie mein Pan, dem ich die Mail zu lesen gab, darauf reagiert hätte, da er im Vorfeld bei meinem Antwortschreiben schon seiner Sorge – nicht Eifersucht (!) – Ausdruck verlieh, indem er meinte, dass ich aufpassen soll, dass mich die Belange der anderen nicht zu sehr vereinnahmen.
Heute Nachmittag erfolgte schließlich Jürgens Anruf. Wir sprachen bis zur Erschöpfung des Festnetzakkus, wobei ich in diesem Telefonat erfuhr, dass Jürgen heute einen Brief von Melly, in welchem sie, wenn auch auf eine sehr höfliche und schonende (soweit das eben möglich ist) Art , die Partnerschaft beendete, erhielt.
Nun, was soll ich sagen?
Er hat schon seit Freitag nichts mehr gegessen! Zittert am ganzen Leib, ist seit gestern für die ganze Woche krank geschrieben. Und das als Reaktion auf die obigen Zeilen und nicht auf ihren heutigen Brief hin!
Die Frage, die sich mir diesbezüglich aufdrängte, war die, ob die Intensität des persönlich wahrgenommenen Leids unmittelbar mit der „Fähigkeit“ des „tieferen“ Liebens zusammenhängt?
Oder handelt es sich um ein Geflecht aus Erziehung, Sozialisation und angeeigneten Lebensbewältigungsstrategien?
Fakt ist, dass die Traurigkeit lähmt, dass sie alle Gedanken zu dem einen Bestimmenden subsumiert, dass Zeit mit einem Mal eine quälende und aussichtslose Komponente erhält, dass, wie Jürgen sagte, „man wieder bei null anfängt, sich eineseits – aus Schutz vor zukünftiger Verletzung – nie wieder fühlen zu müssen wünscht, sich aber andererseits doch jemanden an seiner Seite ersehnt“ ...
„Melly hat mir gestern offenbart, dass sie nicht weiß wie es weitergehen soll - sie hat mich lieb, aber sie weiß nicht, ob die Liebe groß genug ist. Ich war sprachlos als ich dies hörte. Damit hatte ich in keinster Weise gerechnet. Sie hat mir vorhin nur eine Sms geschickt, dass sie Zeit braucht und über uns nachdenken muss. Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe Ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe und wie sehr ich sie brauche. Wenn jetzt wieder Schluss ist, weiß ich wirklich nicht mehr was ich mache - ich glaube ich verkrafte das alles nicht mehr...
Ich werde jetzt das Auto volltanken und irgendwo weit wegfahren.“
Jürgen, der inzwischen beim Zollamt arbeitet, habe ich vor etlichen Jahren mal in der Universitätsbibliothek kennengelernt. Von Jürgens ausgeprägter und hilfloser Emotionalität erfuhr ich aber erst vor drei Jahren, als seine damalige Freundin Kathrin überraschend die Beziehung beendete und Jürgen nach einer Wohnungsvernichtung (seine eigene) der besonderen Art in eine lähmende und antriebslose Starre verfiel, die ihn in kurzer Zeit auf bedrohlich wenige Kilos hat abnehmen lassen.
Nach einigen „Fehlläufen“ nahm ich letztes Jahr im Sommer erfreulich zur Kenntnis, dass Jürgen in Melly wieder eine neue Partnerin, der er sich auch losgelöst hingeben konnte, gefunden hatte. Mellys Gegenwart stabilisierte ihn in sich selbst und ließ ihn auch wieder dem Leben zugewandt an selbigem teilnehmen.
Bereits am Samstag antwortete ich ihm unmittelbar nach dem Lesen seiner Mail, dass er mich zu jeder Zeit anrufen könne und dass das nicht bloß so dahingesagt sei, wobei ich ihn, wäre mein Pan nicht vor Ort gewesen, sicherlich gleich selbst angerufen hätte, ich aber nicht gewusst habe, wie mein Pan, dem ich die Mail zu lesen gab, darauf reagiert hätte, da er im Vorfeld bei meinem Antwortschreiben schon seiner Sorge – nicht Eifersucht (!) – Ausdruck verlieh, indem er meinte, dass ich aufpassen soll, dass mich die Belange der anderen nicht zu sehr vereinnahmen.
Heute Nachmittag erfolgte schließlich Jürgens Anruf. Wir sprachen bis zur Erschöpfung des Festnetzakkus, wobei ich in diesem Telefonat erfuhr, dass Jürgen heute einen Brief von Melly, in welchem sie, wenn auch auf eine sehr höfliche und schonende (soweit das eben möglich ist) Art , die Partnerschaft beendete, erhielt.
Nun, was soll ich sagen?
Er hat schon seit Freitag nichts mehr gegessen! Zittert am ganzen Leib, ist seit gestern für die ganze Woche krank geschrieben. Und das als Reaktion auf die obigen Zeilen und nicht auf ihren heutigen Brief hin!
Die Frage, die sich mir diesbezüglich aufdrängte, war die, ob die Intensität des persönlich wahrgenommenen Leids unmittelbar mit der „Fähigkeit“ des „tieferen“ Liebens zusammenhängt?
Oder handelt es sich um ein Geflecht aus Erziehung, Sozialisation und angeeigneten Lebensbewältigungsstrategien?
Fakt ist, dass die Traurigkeit lähmt, dass sie alle Gedanken zu dem einen Bestimmenden subsumiert, dass Zeit mit einem Mal eine quälende und aussichtslose Komponente erhält, dass, wie Jürgen sagte, „man wieder bei null anfängt, sich eineseits – aus Schutz vor zukünftiger Verletzung – nie wieder fühlen zu müssen wünscht, sich aber andererseits doch jemanden an seiner Seite ersehnt“ ...
pattyv - am Dienstag, 16. März 2004, 22:29 - Rubrik: Ein neuer Tag