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Noch gut zwei Stunden, dann wird mein Bruder mit Frau und Kind, der siebenjährigen Alina, deren Patentante ich bin, hier eintrudeln. Ich muss zugeben, dass ich nervös bin.

Warum? Zum einen war mein Bruder schon über zehn Jahre lang nicht mehr in Würzburg, was für sich genommen nicht ansatzweise verängstigend ist, zumal er in den 80er Jahren oft hierher gefahren ist, um mit Freunden in Plattenläden zu stöbern; jene, die es zuhause im ca. 45 Kilometer entfernten Wertheim, nicht gab oder auch um in Discotheken abzutanzen. Das ist inzwischen aber alles sehr lange her. In der hiesigen Wohnung war er, Birgit, seine Frau, und auch Alina noch nie.

Den Termin hatten wir eher zufällig vor ca. vier Wochen ausgemacht, als ich mit Alina telefonierte und sie mich fragte, wann ich denn mal wieder zum Spielen vorbeikäme, wobei ich kurzerhand antwortete, dass sie mich noch nie besucht habe und ob sie das nicht einmal in Angriff nehmen wolle, sie könne dann auch hier schlafen. Gesagt, getan. Sie fragte recht unmittelbar ihren Vater, der nichts dagegen hatte, wobei ich dann mit ihm diesen heutigen Termin ausgemacht habe.

Und nun ängstige ich mich davor, weil ich fürchte, mein Ansehen als „Supertante“ - jenes genieße ich laut Auskünften meines Bruders und Birgit bei Alina - zu verlieren. Diesen Statuts konnte ich (ungewollt) dadurch erreichen, dass ich mich nur relativ selten bei meinem Bruder und damit auch bei Alina habe blicken lassen, in diesen Momenten aber immer voll und ganz für Alina da war, mit ihr auch diesen Blödsinn und Phantastereien auslebte, die sie mit ihren erwachsenen Eltern, nicht realisieren konnte. Dass ich nach zwei, drei Stunden völlig erschöpft und ausgepowert war, fiel insofern nicht ins Gewicht, als dass das auch die Zeit war, die ich vor Ort verbrachte, sprich ich im Anschluss wieder Zeit zum „runterkommen“ und Kräfte tanken hatte. Deshalb jetzt auch meine Bedenken, wenn Alina hier schläft. Klar kann ich mit ihr zwei, drei Stunden spielen, aber was dann? Was – und das wird gewiss so kommen -, wenn ich Ruhe und damit Zeit für mich brauche? Sie wird enttäuscht sein!

Noch ist nicht sicher, ob sie hier schläft. Gestern Abend telefonierte ich noch einmal mit Birgit, die mir mitteilte, dass Alina wegen heute – und in diesem Punkt scheint es ihr ähnlich wie mir zu gehen - ziemlich aufgeregt sei. Wegen der Fremde und der Ferne könne es möglich sein, das Alina sich nicht hierzubleiben getraut. Tja, was soll ich sagen? Dass es mir selbst lieber ist, wenn Alina wieder mit ihren Eltern nach Hause fährt, weil ich Angst davor habe zu versagen? Was, wenn sie anfängt zu weinen? Länger als drei Stunden haben wir noch nie miteinander verbracht.

Vorhin war ich ein paar Sachen für Alina einkaufen – für alle Fälle. Ein bisschen Schokolade, Orangensaft, Apfelsaftschorle, Brötchen zum Aufbacken, Marmelade, Kalbsleberwurst, alles Sachen, die sie gerne isst und trinkt. Das Glitzerhaarspray fiel mir eher zufällig in die Finger, aber das wird ihr sicherlich gefallen.

Einen Kuchen habe ich auch noch schnell gebacken. Jenen aber eher zum Kaffeetrinken für alle. Geplant ist, dass mein Bruder und Birgit auf Kaffee und Kuchen bleiben, im Anschluss wieder nach Hause fahren – ohne Alina. Die würden wir, Pan und ich, morgen wieder nach Hause fahren, vorausgesetzt sie hält es so lange aus.

Die Frage, die sich mir stellt, ist die, wie ich Alina beschäftige, ohne dass sie sich langweilt. Was macht man mit einer Achtjährigen? Heute Abend (laut Auskünften von Birgit wäre das für sie das Highlight) wollte ich mit ihr ins Kino und morgen evtl. auf den Großen Würzburger Faschingsumzug, wobei ich selbst nichts für Fasching übrig habe, aber ihr zuliebe täte ich es gerne. Es wäre zumindest auch etwas „langeweileüberbrückendes“.

Davon abgesehen nimmt Alina auch ihre Roller Skates mit, die sie zu Weihnachten von mir geschenkt bekam. Ich hatte ihr nämlich versprochen, ihr das Fahren beizubringen, wobei heute – trotz aller eisigen Kälte – auch das Wetter dafür spräche, welches sich am Würzburger Himmel so wunderbar sonnig gebärt.

Die Zeit schreitet zunehmend dahin und meine Angst wächst stetig ...

Ich weiß, dass ich das überleben werde, die Frage ist nur wie und mit welchen Konsequenzen. Vielleicht mit einer Degradierung von der Supertante zur öden Gesellin?
 

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