Aeltere Beitraege von blogger de
Aergerlich
Angst
Aus der Welt der Nachrichten
Des Lebens muede
Ein neuer Tag
einsam & verlassen
Familie
Freizeit
Freude
Job
Kaum zu glauben
Kino
Kurioses
Nicht von dieser Welt
Omas Krebs
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Wenn ich nicht so sehr an mir selbst zweifeln würde, wäre ich vermutlich nur geschmeichelt, so fällt es mir schwer zu glauben, was sich eben auf dem Nachauseweg von der Arbeit, auf dem ich einen kurzen Einkaufszwischenstopp eingelegt habe, ereignet hat.

Ich war, wie eben erläutert, tatsächlich nur ganz kurz in einem Geschäft, vor dem sich ein dazugehöriger Parkplatz befand. Als ich aus dem Laden wieder herauskam und die Fahrertür öffnen wollte, sah ich einen kleinen zusammengefalteten Zettel an der Türklinke hängen. Im allerersten Moment dachte ich, dass sich vielleicht jemand darüber erbost, dass ich einen falschen Parkplatz benutzt habe, doch nachdem ich das mit leichtem Schrecken verneinen konnte, kam mir gleichermaßen kurzfristig in den Sinn, dass möglicherweise jemand das Auto angefahren hat, wobei ich hierzu sagen muss, dass das jüngst zweimal geschah, doch um das zu überprüfen, musste ich natürlich den Zettel erst lesen, der stattdessen die zweite Annahme bekomplimentierend verwarf.

So ganz glauben kann ich es ja noch immer nicht, aber wer sollte sich auf diese völlig unvorhergesehene Situation einen Scherz erlauben?

Was auf dem Zettel stand?

Hallo schöne Unbekannte!

Habe dich zwar nur kurz gesehen, mich aber sofort in dich verguckt!
Ich: 38 Jahre, 195 cm, 82 kg, schwarze Haare, braune Augen, würde
Dich gerne kennenlernen, wenn Du auch Single bist?

Meine Telefonnummer lautet: xxx

Ganz lieber Gruß
Oliver


Tja, was soll ich nun davon halten? Natürlich fühle ich mich einerseits gebauchpinselt, anderseits habe ich eben noch mal in der Montur des heutigen Tages in den Spiegel gesehen und kann absolut nicht glauben, dass das jemand ernst meint. Sein so genanntes „vergucken“ ohnehin nicht. Was veranlasst nur jemand, ausgerechnet MIR so etwas zu schreiben? MEIN Blick in den Spiegel rechtfertigt das nicht. Vielleicht hat er mich wirklich nur gaaaaaanz von der Ferne gesehen, (m)eine Silhouette sozusagen und damit möglicherweise eine idealisierte Umrisslinie meines Profils? Ich habe echt keine Ahnung, kann aber nur wiederholen, dass ich das für mich im höchsten Maße anzweifle, wenngleich ich Oliver keinen Lügner nennen möchte.

Vor über 20 Jahren, als mein Gesicht noch frei von Falten war und mir die Jugend ins Gesicht geschrieben stand, hatte ich ein ähnliches Erlebnis, als ich mit meiner Oma einkaufen war. Als wir an der Kasse bezahlten, hat mir ein Kunde gleichermaßen einen Zettel in die Hand gegeben, wobei das damals ein Einkaufszettel war, dessen Rückseite er beschrieben hatte. Auch er wollte mich kennenlernen. Soweit ich mich entsinne, habe ich mich einmal real mit ihm getroffen. Im Anschluss hielten wir noch über Jahre Briefkontakt, der dann – ich kenne die näheren Gründe dafür gar nicht – aber irgendwie versandete.

Die letzten beiden Tage wurde meine Geduld ein wenig mehr in Anspruch genommen, was die ausstehende Überraschung betrifft.

Als ich gestern ins Büro kam, lag auf meinem Schreibtisch ein Zettel mit folgender Botschaft:

Der Countdown läuft!
Lass Dich überraschen!
FBI = Dein Freudiger (Über-)Bringer von (Geschenk-)Ideen


Den heutigen Tag verbrachte ich aufgrund einer Schulung kaum im Büro, wobei ich in der Mittagspause meiner Mails wegen mal schnell ins Büro huschte und folgende in großen Lettern geschriebene Nachricht vorfand:

Nur noch 1 Tag – dann wird das Geheimnis gelüftet!
FBI = Dein Freudiger (Über-)Bringer von (Geschenk-)Ideen


Soll heißen, dass morgen mein Tag der Tage ist, wobei ich ja schon eine kleine Vorahnung zu haben glaube. Aber lassen wir das spekulieren! Ich halte mich lieber an das geschriebene Wort, das da heißt: Lass Dich überraschen. Gespannt bin ich allemal.

Ich war nur für einen klitzekleinen-langen Moment aus dem Büro, den ein (bisher noch) Unbekannter dazu nutzte, mir einen geheimnisvollen Zettel (siehe Foto) auf meinen Schreibtisch zu platzieren. In größter Verschwiegenheit widerstanden meine mit mir das Büro direkt teilenden drei Arbeitskollegen meiner Wissbegierde, der ich auch mit attackierenden Kitzelattacken nicht zu ihrem Erfolg verhelfen konnte.

Magst Du Überraschungen? Dann halte diese Woche deine Augen offen! FBI = Dein F reudiger (Über-) B ringer von (Geschenk-) Ideen

Es wird sich gewiss um ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk handeln, dessen bin ich mir weitestgehend sicher, aber was haben sie sich diesmal einfallen lassen?

Vergangenes Jahr haben mir meine Büro-Lieben eine Profikillerbox geschenkt, die ich als brutale Maul-Heldin Berufsmörderin natürlich auch gut gebrauchen kann.

Vielleicht, wenn ich den Zettel 1:1 lese, sprich ihn wörtlich nehme, werden sie diesmal auf meine ganz andere leidenschaftlich ermittelnde Profession eingehen, nämlich jene bei der bundespolizeilichen Ermittlungsbehörde des Justizministeriums der Vereinigten Staaten, kurz dem FBI, dem ich in geheimer Mission angehöre und dessen Wahlspruch „Treue, Mut, Integrität“ sich tief in mein Herz gegraben hat.

Noch kann ich nur mutmaßen, doch ich halte Augen und Ohren offen …

Eigentlich wollten wir, der Pan und ich, von heute bis Samstag nach Österreich in den Kaiserwinkl fahren, um dort neben Canyoning und Rafting meinen Geburtstag zu erleben. Feiern kann ich ja nicht sagen, weil ich ihn tatsächlich nicht feiere, am liebsten sogar aus meiner Erinnerung löschen würde, weil dieser Tag mir jedes Jahr nur noch mehr von dem Unerwünschten überstülpt, was ich nicht haben möchte: eine Zunahme an Jahren und damit einhergehend das Altern im Allgemeinen.

Die schlechte Wetterprognose für die Urlaubsregion schon seit Tagen besorgt im Blick habend, bestätigte uns auch heute Morgen nichts anderes als Regen für die kommenden Tage, weshalb ich - als stets nach Licht und Wärme sehnsüchtelnde Sonnenblume, für die eine Reise mit dem Wetter steht oder fällt - betrübt den Kopf hängen ließ und nach einer wie auch immer gearteten Alternative Ausschau hielt. Nach diversen Recherchen im Internet und Telefonaten hinsichtlich Superlastminute-Angeboten, die aber allesamt an einem angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis scheiterten, werden wir nun doch den Kampf mit dem Regen im Nachbarlande aufnehmen, wobei für Deutschland die kommenden Tage auch nicht wesentlich besseres Wetter vorhergesagt wird.

Die Stimmung ist aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sowieso auf dem ABSOLUTEN Nullpunkt angelangt. Mittlerweile bin ich eingeschüchtert, habe Angst vor der Konversation, weil ich weiß, dass sie mich verletzen wird. Vielleicht werden wir uns auf einem nonverbalen und unhandgreiflichen Niveau die Köpfe einschlagen. Darin sind wir geübt.

Auf in den Urlaub!

Kampf mit den klebrigen ÜberrestenIn ein paar wenigen Tagen steht dieses Jahr ein ganz besonderer, da runder „Tag der Tage“ an. Ein Tag, den viele zelebrieren, ich aber seit meinem 18. Geburtstag verteufle und mit all den zunehmenden Jahren eher als Trauer-, denn als Feiertag betrachte. Dieses Ereignis zum Anlass nehmend, äußerte ich dem Pan gegenüber einen ganz besonderen Geburtstagswunsch:

Fast zwei Jahre lag ich dem Pan nun mehr oder minder in den Ohren, dass mich der Teppich der Vormieter, der in meinem Zimmer liegt, ekelt. Gleich nach meinem Einzug damals hatten wir ihn zwar nass gereinigt, eine gewisse verstrichene Zeit später sogar noch einmal, mich mit dem Teppich wohl gefühlt habe ich mich aber zu keinem Zeitpunkt. Er war verlebt und absolut dauerstaubig, weswegen ich mich auch nie auf den Teppich setzte, geschweige denn legte, um beispielsweise ein paar Trainingseinheiten für Bauch und Rücken zu praktizieren. Um ganz ehrlich zu sein: Ausstreichen in die EckenIch glaube in diesem Teppich hausten sogar ein paar Abgesandte derer, die es sich bei den Hempels unterm Sofa gemütlich gemacht haben. Etwas Ähnliches habe ich bisher noch bei keinem anderen Teppich wahrgenommen, weswegen „eklig“ eine absolut treffende Beschreibung des Bodenbelags war. War insofern, als dass wir ihn gestern endlich entsorgten und mit der Hilfe und des tatkräftigen Engagements eines versierten Freundes (der Pan und ich haben handwerklich so gänzlich gar kein Geschick), ohne dessen Hilfe wir garantiert NIEMALS so weit gekommen wären, einem knalligen, der farblich ganz gezielt konträr zu dem vorherigen sein sollte, um auch jedwede Erinnerung daran auszumerzen, die Möglichkeit gaben, in altem Terrain ein neues behagliches Wohngefühl zu schaffen.

Die vorherigen Mieter - ein Paar Mitte 30 - hatten vermutlich geplant, sich auf Lebenszeit in dieser Wohnung einzuquartieren, zumindest hatte der Ex-Teppich alle Ambitionen, auf ewig mit dem Boden vereint zu bleiben. Das Herausreißen des Alten glich einem Kampf der Giganten. Teilweise hat es sich sogar so angefühlt, als ob die Vormieter literweise Sekundenkleber unter den Teppich geschüttet hätten und eine Armee an Sekundenkleber-Soldaten ihr Gebiet zu verteidigen versuchen. Ja, es war mühselig und blutig, aber wenn drei Helden kämpfen und sich zudem die Wut des aufgestauten Ekels dazugesellt, kann der am Boden liegende nur verlieren, egal wie hartnäckig er sich zu wehren versucht.

DetailarbeitenNachdem wir das in Miniportionen zerstückelte Schlachtfeld auch gleich entsorgten, war es ein (relativ) Leichtes, dem jungfräulichen und farbenfrohen Teppich ein neues zuhause zu geben, in das er sich, als wir ihm die Schranken wiesen, auch vortrefflich einpasste.

Tja, was soll ich sagen? Dass ich gerädert bin? Nein!

Ich bin entzückt!

Nein, das wäre auch noch nicht den Kern treffend. Ich bin begeistert, kann endlich wieder barfuß laufen, sollte Eintritt verlangen für den schönsten aller Schönen, einem Teppich, der eigentlich so gar nicht meine Farbe hat und dennoch für dieses unglaubliche Glücksgefühl sorgt.

Wie viel Dämpfer verkraftet ein Mensch? Wie viel Niederlagen kann man schlucken, bevor man selbst von ihnen verschluckt wird? Säße ich nicht im Büro, würde ich meinen Tränen freien Lauf lassen, um mit dem Rinnsaal des Regens fortgeschwemmt zu werden und endlich weg zu sein von der Bildfläche namens Leben.

Dass mir andere Menschen überhaupt noch etwas Könnendes zuschreiben, verwundert mich. Ich weiß auch nicht, wie sie auf den Gedanken kommen, zumal ich mir selbst diese Attribute niemals zusprechen würde.

Ein Beispiel?

Eben rief mich ein alter Bekannter auf meinem Handy an. Ich sah nur die Vorwahl und dachte es sei ein Kollege von der benachbarten Stadt. Weit gefehlt.

„Du bist meine letzte Rettung“, tönte es aus dem kleinen Lautsprecher.

Was für eine absurde Behauptung, dachte ich.

Ich könne doch italienisch, er habe gerade einen Italiener neben sich stehen, der kein Wort Deutsch spricht.

Gut, ich kann ein wenig in der Landessprache fluchen, bis 89 zählen und weiß auch sonst noch ein paar wenige Vokabeln, aber das war’s.

Noch bevor ich mich irgendwie rettend aus der Situation ziehen konnte, hatte ich den Italiener am Ohr, was mich schon genau nach 1 Sekunde dermaßen überforderte, dass ich den Hörer auflegte und mein Handy ausmachte. Seitdem fühle ich mich einmal mehr wie ein Idiot, zumal ich schon kurz vorher eine absolut niederschmetternde Erfahrung gemacht habe, die mir meine aus allen Poren quellende Dummheit nur bestätigte.

Ohne Hilfe bin ich überhaupt nicht lebensfähig! Ein hirnloser Wurm, der auf Erlösung wartet, weil er selbst dazu zu feige ist.

Soll er, der Herrscher über Leben und Tod, die Flamme doch ausblasen, damit es endlich dunkel um mich wird. Die anderen sind so viel bessere Menschen. Ich hab nichts zu geben. Nichts. Einfach gar nichts! Nada. Gähnende Leere. Viel schlimmer noch: ich schade. Ja, ich schade. Kann mir nicht einfach jemand Gewalt antun? Jemand, den ich für einen Mord freisprechen würde. Es soll einfach nur schnell gehen. Das wäre schon alles, was ich mir wünsche. Wahrlich, der heutige Tag sucht seinesgleichen und findet sogar eine Doublette, die knapp 22 Jahre zurückliegt. Damals war es vom Gefühl wie heute. Einen Tag, der alles Bisherige verwarf, im gewissen Sinn eine neue Zeitrechnung mit sich brachte, letztlich auch ein Tag, der sich mit all seiner Sinnlosigkeit bis ins Heute zog, um sich heute mit Trommeln und Trompeten lautstark ins Gedächtnis zu rufen. Ganz ehrlich: ich mag nicht mehr.

Ich hasse mich für meine Feigheit, für mein Unvermögen und für meine soziale Phobie, die mich allesamt so lebensunfähig machen.

Wenn ich nicht endlich Nein sagen lerne, endet mein Leben, das sowieso die Affinität zum Drama hat, im totalen Chaos, einem Anschein ohne Wahrheitsgehalt, der rein äußerlich betrachtet für absolute Verwirrung, wenn nicht gar einer Katastrophe, sorgt. Ohne dieses Nein, das ich mich nicht zu sagen getraue, bin ich konturenlos, nicht greifbar, eine leere Hülle der Gefälligkeit, die sich nur dadurch abzugrenzen weiß, dass sie grundsätzlich Kontakt zu Leuten meidet, so weit es eben geht.

Dieses Nicht-Nein-sagen-können bringt mich echt noch um den Verstand. Letztens habe ich mit allergrößtem Mühen ein Abkömmling eines Neins über die Lippen gebracht. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich damit gehadert habe, wie vermutlich unnachvollziehbar schwer mir das gefallen ist. Ein Nein, das kein klares war, das ich, um mein Gegenüber nicht gänzlich vor den Kopf zu stoßen, abgemildert habe und mich trotz dieser Miniaturversion unendlich schlecht fühlte, weil mein Gewissen mich damit peinigte, für den Kummer einer anderen Person verantwortlich zu sein.

Letztlich ziehe ich mich zurück, isoliere mich, um in dieser Einsamkeit niemandem außer mir gerecht werden zu müssen. Im realen Aufeinandertreffen reicht meine Kraft nicht dazu aus. Vom Grundsatz her ist die Idee, niemandem wehtun zu wollen, gewiss eine sehr löbliche, doch verursache ich mit meinen gefühlten Neins, die ich nicht zur Sprache bringe, weitaus größeren Schaden, weil das gespielte Ja unecht ist und ich insofern meinem Gegenüber UND mir schade. Mir weil ich etwas tue, was ich nicht tun möchte, meinen Gegenüber der Lüge mit all ihren weitreichenden Konsequenzen wegen.

Und was bringt mir dieses Wissen? Nichts! Weil ich zu feige für das Nein und damit einhergehend auch für die Wahrheit bin.

Ich denke ich werde auch diesmal so verfahren müssen, um annähernd ich zu bleiben und um mich selbst nicht der Gefahr auszusetzen, einmal mehr wider meinen Willen zu handeln, bloß damit es dem Gegenüber (scheinbar) gut geht. Scheinbar insofern, als dass es die schmerzliche Wahrheit nicht kennt. Dabei habe ich mir schon soooooo oft vorgenommen, es endlich zu sagen, auch weil mein Verstand darum weiß, dass es langfristig so gewiss besser ist. Befinde ich mich dann aber in der konkreten Situation, in der ich es sagen könnte, stülpt sich die Feigheit lähmend über mich, was ich menschlich betrachtet höchst verwerflich finde.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma

development