Manchmal gewährt man Menschen Boni, die ihnen aufgrund ihres Charakters, den man sich mit jeder Verletzung immer und immer wieder schönredet, nur damit das erhoffte Bild dieser Person keinen Schaden nimmt, nicht zustehen.
Da ist die Ehefrau, die wiederholt von ihrem Mann körperlich gezüchtigt wird, wofür sie immer nach Rechtfertigungen sucht, die ihn nach wie vor in einem guten Licht dastehen lassen. Wie lange das im Einzelnen gut geht, hängt sicherlich auch mit der Disposition des „Opfers“ zusammen. Irgendwann kann sich aber niemand mehr den Fakten entziehen, dann, wenn die Einsicht schon so laut an die Tür pocht, dass das ganze Haus der Erkenntnis zu wackeln beginnt.
So sehr die Klarsicht auch schmerzt, birgt sie doch zeitgleich die Chance auf Veränderung. Es gibt keinen Grund dafür, als erwachsener Mensch klein gehalten zu werden. Sicherlich gehören immer zwei dazu: einer, der sich klein halten lässt und einer, der jemanden klein hält. Aber wenn jemand die Kostbarkeit einer Freundschaft nicht zu schätzen weiß, sie mit lügenden und missachtenden Füßen tritt, sollte man einfach das Weite suchen, weil jede Ferne soviel mehr Verlässlichkeit birgt als es die Nähe solch einer Beziehung jemals noch zuließe.
Da ist die Ehefrau, die wiederholt von ihrem Mann körperlich gezüchtigt wird, wofür sie immer nach Rechtfertigungen sucht, die ihn nach wie vor in einem guten Licht dastehen lassen. Wie lange das im Einzelnen gut geht, hängt sicherlich auch mit der Disposition des „Opfers“ zusammen. Irgendwann kann sich aber niemand mehr den Fakten entziehen, dann, wenn die Einsicht schon so laut an die Tür pocht, dass das ganze Haus der Erkenntnis zu wackeln beginnt.
So sehr die Klarsicht auch schmerzt, birgt sie doch zeitgleich die Chance auf Veränderung. Es gibt keinen Grund dafür, als erwachsener Mensch klein gehalten zu werden. Sicherlich gehören immer zwei dazu: einer, der sich klein halten lässt und einer, der jemanden klein hält. Aber wenn jemand die Kostbarkeit einer Freundschaft nicht zu schätzen weiß, sie mit lügenden und missachtenden Füßen tritt, sollte man einfach das Weite suchen, weil jede Ferne soviel mehr Verlässlichkeit birgt als es die Nähe solch einer Beziehung jemals noch zuließe.
pattyv - am Donnerstag, 5. Februar 2009, 09:23 - Rubrik: Des Lebens muede
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Zu dumm zum Leben, zu feige zum Sterben. Anders kann ich meine derzeitige Situation einfach nicht mehr bezeichnen. Nichts, aber auch gar nichts wünsche ich mir mehr, als endlich eine Entscheidung treffen zu können: entweder die zum Leben hin oder eben die zum Tod. Ich weiß noch nicht einmal, was mich hier hält. Vermutlich die Sorge, dass mein Partner sich nach meinem Dahinscheiden eine andere Frau an seiner Seite sucht und ich das nicht ertragen könnte. Was für ein absurder Grund.
Vielleicht schwingt auch noch so etwas wie die Sorge um meine Ma mit, der ich Kummer ersparen möchte und die Angst, dass wenn ich es wirklich täte, sie sich vielleicht Selbstvorwürfe machen würde und darauf hin wieder ihr Krebs ausbricht. Dieses Herumkrebsen zwischen Leben und Tod ertrage ich nicht mehr.
Vielleicht schwingt auch noch so etwas wie die Sorge um meine Ma mit, der ich Kummer ersparen möchte und die Angst, dass wenn ich es wirklich täte, sie sich vielleicht Selbstvorwürfe machen würde und darauf hin wieder ihr Krebs ausbricht. Dieses Herumkrebsen zwischen Leben und Tod ertrage ich nicht mehr.
pattyv - am Dienstag, 20. Januar 2009, 07:38 - Rubrik: Des Lebens muede
Gestern hat mir mein Bruder eine Einladung zu der Online-Community „wer-kennt-wen“ geschickt, auf die ich mich dann auch tatsächlich hin registriert habe, um seinen Freundeskreis zu erweitern. Zunächst hatte ich mir gar nichts dabei gedacht, doch mittlerweile haben mich schon einige Mails von Bekannten aus meiner Jugendzeit erreicht. Menschen, von denen ich Jahrzehnte nichts gehört habe, Menschen, nach denen ich irgendwann einmal zum Teil vergebens gegoogelt habe, weil ich wissen wollte, was aus ihnen geworden ist. Heute Morgen habe ich mir darüber hinaus mal eine halbe Stunde Zeit genommen, um bei diesen Bekannten innerhalb dieses sozialen Netzwerks nach deren Bekannten zu forsten, was noch mehr vergrabene Erinnerungen wach werden ließ. Auch wenn die Fotos auf deren Seiten aus dem mehr oder minder Heute sind, erkenne ich doch ausnahmslos die Gesichter wieder, die ich aus der Vergangenheit von ihnen wahrte, wenngleich die Zeit ein wenig an den glattwangigen Konturen gearbeitet hat.
Dass ich alleine mittels Onlineverbindung, Computer, Bildschirm, Tastatur und Maus Flüge und Bahnfahrten buchen kann, ist mir nicht neu. Dass diese modernen Kommunikationsmittel aber auch einen Trip in die sicherlich etwas verklärte Vergangenheit ermöglichen, hingegen schon. Im Moment bin ich noch ein wenig gefangen genommen von dem unverhofften Zauber der relativ sorglosen Vergangenheit.
Dass ich alleine mittels Onlineverbindung, Computer, Bildschirm, Tastatur und Maus Flüge und Bahnfahrten buchen kann, ist mir nicht neu. Dass diese modernen Kommunikationsmittel aber auch einen Trip in die sicherlich etwas verklärte Vergangenheit ermöglichen, hingegen schon. Im Moment bin ich noch ein wenig gefangen genommen von dem unverhofften Zauber der relativ sorglosen Vergangenheit.
pattyv - am Montag, 19. Januar 2009, 10:16 - Rubrik: Ein neuer Tag
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Die Luft wird dünner und dünner. Die Verhältnisse auch. Ich bin das kleine Häschen vor der Schlange, das einerseits starr vor Angst gelähmt seinen letzten Atemzügen entgegenblickt, während es andererseits weiß, dass nun soviel nicht mehr kommen kann. Es gibt kein vor oder zurück mehr. Die Situation ist wie sie ist: ausweglos. Das Reptil scheint sich seiner Macht bewusst und sie scheint ihm zu gefallen, was daran erkennbar ist, dass es seine Herrschaft über die Nahrungsbeschaffung hinaus zu einem quälenden Spiel zwischen Leben und Tod inszeniert.
Es mag absolut krank klingen, was ich nun sage, aber gerade in den letzten Lebensjahren meiner geliebten Oma hatte ich immer Angst davor, dass sie stirbt, dass mich irgendwann mal ein Anruf ereilt, in dem mir ihr Ableben mitgeteilt wird. Immer und immer wieder war ich erleichtert, wenn der blinkende Anrufbeantworter diese Sorge nicht preisgab und meine Familie mit anderen Anliegen als diesem schrecklich Befürchteten an mich herantrat. Die Angst wich aber nie von meiner Seite. Nachdem ihr Sterben durch die Krankheit irgendwann vorhersehbar wurde, empfand ich - neben der verstandesgemäßen Einsicht, dass ihr Tod unter diesen Umständen für sie das Beste ist - peinlicher Weise sogar so etwas wie Erlösung, als sie tatsächlich von uns ging: Erlösung von der Last des Angsthabenmüssens. Ist das nicht abartig?
Zurück katapultiert ins Jetzt und Heute erscheint mir die Situation ähnlich. Wenn die Schlange nur endlich zubeißen würde, hätte die Angstphase endlich ein Ende.
Es mag absolut krank klingen, was ich nun sage, aber gerade in den letzten Lebensjahren meiner geliebten Oma hatte ich immer Angst davor, dass sie stirbt, dass mich irgendwann mal ein Anruf ereilt, in dem mir ihr Ableben mitgeteilt wird. Immer und immer wieder war ich erleichtert, wenn der blinkende Anrufbeantworter diese Sorge nicht preisgab und meine Familie mit anderen Anliegen als diesem schrecklich Befürchteten an mich herantrat. Die Angst wich aber nie von meiner Seite. Nachdem ihr Sterben durch die Krankheit irgendwann vorhersehbar wurde, empfand ich - neben der verstandesgemäßen Einsicht, dass ihr Tod unter diesen Umständen für sie das Beste ist - peinlicher Weise sogar so etwas wie Erlösung, als sie tatsächlich von uns ging: Erlösung von der Last des Angsthabenmüssens. Ist das nicht abartig?
Zurück katapultiert ins Jetzt und Heute erscheint mir die Situation ähnlich. Wenn die Schlange nur endlich zubeißen würde, hätte die Angstphase endlich ein Ende.
pattyv - am Sonntag, 18. Januar 2009, 01:05 - Rubrik: Des Lebens muede
Schlechte Nachrichten! Heute habe ich etwas erfahren, was ich eigentlich gar nicht wissen darf, etwas, das das Potenzial hat, mein ganzes Leben umzuwerfen, etwas, das mich neu zum Sortieren zwingt, mich zunächst aber erstmal weit zurückwirft und noch viel abhängiger macht, als ich es ohnehin schon bin. Ich bin unfrei, denke daran zu zerbrechen. Das Leben verlangt in jüngster Zeit viel ab, auch Grenzüberschreitendes (nichts Illegales), von dem ich hier aber nicht berichten kann. Wo war noch mal die Notbremse? Manchmal denke ich, dass der Weg zum Suizid gar nicht so unerklärlich ist, wenn sich niederschmetternde Ereignisse wie Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen. Irgendwann wird sie im doppelten Wortsinn fertig sein.
pattyv - am Mittwoch, 14. Januar 2009, 23:05 - Rubrik: Des Lebens muede
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Manchmal glaube ich, dass mich meine Gedanken auffressen, die sich leider nur allzu oft wie eine große, schwere Regenwolke am blauen Himmel bleiern über mich legen und mein Daseins dauerhaft verschatten, weil mich diese Wolke auf Schritt und Tritt begleitet. Gelegentlich gelingt es mir, sie für einen Moment zu überlisten, dann renne ich raus ins geliebte Licht, das mir sonnig mein Gemüt erhellt, doch diese Phasen sind bedauerlicherweise immer nur sehr kurz, da der Feind in mir selbst steckt und ich nicht vor mir, dem Selbstzerstörer, flüchten kann. Ich müsste mich lieben lernen, doch ich weiß nicht warum ich das verdient hätte, und selbst wenn ich einen Grund dafür fände, wüsste ich noch immer nicht, wie ich das real umsetzen könnte.
pattyv - am Montag, 12. Januar 2009, 08:02 - Rubrik: Des Lebens muede
Kalt, aufwühlend und traurig, so lässt sich in drei kurzen Worten die heutige Beerdigung meines Opas beschreiben. Ich hatte mit mir gehadert, ob ich ihn mir noch einmal aufgebart ansehen soll, war dann aber wohl doch zu neugierig - anders kann ich es nicht bezeichnen -, weil ich wissen wollte, wie er in seiner Wanderkluft aussieht. Davon abgesehen hatte ich ihn zuletzt im Mai gesehen. Ein letztes Mal wollte ich ihm noch real nahe sein. Wann, wenn nicht heute, hätte ich noch einmal dazu Gelegenheit gehabt? Mit einer Mischung aus unsagbarer Angst und morbider Faszination näherte ich mich dem offenen Sarg und wunderte mich zunächst über das aufgeschwämmte Gesicht und das verletzte Ohr, während ich zeitgleich bewunderte, wie elegant er auf seinem Totenbett ruhte.
Ich kann nicht sagen warum ich das mache, was mich innerlich dazu antreibt, vielleicht weil ich um jeden Preis festzuhalten versuche, aber ich wollte ihn - wie damals meine Oma - fotografieren. Eigentlich wollte ich es heimlich realisieren, weil ich mit dieser Aktion auch niemand verletzen wollte, doch mein einer Onkel wich nicht von der Seite seines Vaters. Kurz bevor der Sarg geschlossen werden sollte und nur noch mein Onkel und ich in diesem Raum waren, sagte ich es ihm, worauf er mich gewähren ließ. Ganz ehrlich: Ich kam mir wie ein Paparazzo vor, doch ich bin froh, dass ich es getan habe, zumal diese Bilder natürlich nicht zur Schau gestellt werden. Ich habe ihn zwar nicht als Letzte lebend gesehen, dafür aber als Letzte im Leben fotografiert. Es muss absurd klingen, das zu lesen. Möglicherweise vielleicht sogar so, als ob ich irgendjemand etwas damit beweisen müsste, was natürlich Unsinn ist. Niemand muss jemandem etwas beweisen. Nicht in meinem Umfeld! Ihn anzufassen habe ich mich aber nicht mehr getraut, weswegen ich mich fast ein wenig schämte. Einige der Verwandten, so auch meine Ma, haben ihm noch mal über den Arm oder durchs Haar gestreichelt. Ich konnte das nicht. Vielleicht hätte ich mir dann eingebildet, dass der Tod an mir haftet. In dieser Hinsicht bin ich sowieso nicht bei klarem Verstand.
Die zweite Nacht nach seinem Tod verbrachte ich alleine. Den ganzen Tag über konnte ich mich ablenken, doch als ich dann mit meinen vier Kindern (Kuscheltieren) wie üblich eingeschlossen im Schlafzimmer im Bett lag, war der ganze Raum vom Tod erfüllt. Ich hatte das Gefühl, daran zu ersticken und einmal mehr die Nacht nicht zu überleben.
Bevor mein Opa zu Grabe getragen wurde, wurde in einer Kapelle auf dem Friedhof ein Gottesdienst zelebriert. Draußen war es bitterkalt. Wie einige andere hoffte ich, dass zumindest in der Kapelle etwas geheizt sei, doch vergebens. Ich saß nur wenige Meter vom Sarg entfernt und fand den Gedanken, dass sich darin mein Opa befinden soll, gänzlich befremdlich, obwohl vor dem Sarg ein Bild von ihm, das ich einmal gemacht hatte, stand. Richtig gehört habe ich die Pfarrerin eigentlich nur dann, wenn sie private Details aus dem Leben meines Opas erzählt hatte und als sie der Frage nachging, was nach dem Tod meines Opas bleibe, ja, was überhaupt nach dem Tod eines geliebten Menschen bleibe. „Was bleibt nach Dir?“, ging es mir durch den Kopf und „Wer würde deiner Beerdigung beiwohnen?“.
In typischer „Das-Wasserglas-ist-halbleer-Manier“ trieb mir die eigene Antwort darauf die Tränen ins Gesicht.
Das, was meinem Opa nach seinem Tod bleibt, ist unsere Liebe. Das, was uns, den Zurückgelassenen, bleibt ist die Erinnerung an ihn mit all ihren Facetten, die beispielsweise gleichermaßen seine Liebe beinhaltet.
Ich will das nachmittägliche Ereignis hier auch nicht zu weitschweifend erläutern, doch noch zwei kleine Begebenheiten, eine erschreckende und eine peinliche, erwähnen.
Als mein einer Onkel vor dem Grab seines Vaters stand, dachte ich für einen winzigen Moment tatsächlich, er springt jetzt ins Grab seiner Eltern. Ich hatte es kürzlich erst erwähnt. Seitdem Tod meiner Oma hat er jeglichen Lebenswillen verloren und sich nur noch auf deren Grabpflege und um die Fürsorge seines Vaters gekümmert. Er wird die Wohnung meiner Großeltern, seiner Eltern, weiter behalten. Das kann nicht gut gehen. Das sagen auch die anderen Verwandten, aber für Argumente und Gespräche ist er nicht zugänglich. Er wird künftig jedes Wochenende in die leere Wohnung seiner Eltern kommen. Wie viel Schmerz erträgt ein Mensch? Er hat sich so verändert in den letzten drei Jahren, seitdem sich sein neuer Freund „Alkohol“ an die Seite gesellte.
Peinlich, um nicht unendlich peinlich zu sagen, ist die Tatsache, dass ich bei Beerdigungen oftmals lachen muss, eigentlich oftmals bei Anlässen, die absolut nicht zum Lachen sind. Meiner Schwester geht es diesbezüglich nicht viel anders. Wenn man uns so sieht, muss man wirklich glauben, dass wir keinen Hauch an Anstand in uns haben oder komplett pietätslos sind, dabei platzt es wirklich völlig unkontrolliert aus uns heraus. Zum Glück hatten wir uns heute innerhalb der Gesellschaft soweit im Griff, dass uns das nicht passierte. Als wir aber als Nachzügler auf dem Weg von der Kapelle zum Grab waren, polterten einige Lachsalven völlig unkontrolliert aus uns raus. In solchen Momenten könnte ich vor Scham dann echt im Boden versinken.
Ich kann nicht sagen warum ich das mache, was mich innerlich dazu antreibt, vielleicht weil ich um jeden Preis festzuhalten versuche, aber ich wollte ihn - wie damals meine Oma - fotografieren. Eigentlich wollte ich es heimlich realisieren, weil ich mit dieser Aktion auch niemand verletzen wollte, doch mein einer Onkel wich nicht von der Seite seines Vaters. Kurz bevor der Sarg geschlossen werden sollte und nur noch mein Onkel und ich in diesem Raum waren, sagte ich es ihm, worauf er mich gewähren ließ. Ganz ehrlich: Ich kam mir wie ein Paparazzo vor, doch ich bin froh, dass ich es getan habe, zumal diese Bilder natürlich nicht zur Schau gestellt werden. Ich habe ihn zwar nicht als Letzte lebend gesehen, dafür aber als Letzte im Leben fotografiert. Es muss absurd klingen, das zu lesen. Möglicherweise vielleicht sogar so, als ob ich irgendjemand etwas damit beweisen müsste, was natürlich Unsinn ist. Niemand muss jemandem etwas beweisen. Nicht in meinem Umfeld! Ihn anzufassen habe ich mich aber nicht mehr getraut, weswegen ich mich fast ein wenig schämte. Einige der Verwandten, so auch meine Ma, haben ihm noch mal über den Arm oder durchs Haar gestreichelt. Ich konnte das nicht. Vielleicht hätte ich mir dann eingebildet, dass der Tod an mir haftet. In dieser Hinsicht bin ich sowieso nicht bei klarem Verstand.
Die zweite Nacht nach seinem Tod verbrachte ich alleine. Den ganzen Tag über konnte ich mich ablenken, doch als ich dann mit meinen vier Kindern (Kuscheltieren) wie üblich eingeschlossen im Schlafzimmer im Bett lag, war der ganze Raum vom Tod erfüllt. Ich hatte das Gefühl, daran zu ersticken und einmal mehr die Nacht nicht zu überleben.

In typischer „Das-Wasserglas-ist-halbleer-Manier“ trieb mir die eigene Antwort darauf die Tränen ins Gesicht.
Das, was meinem Opa nach seinem Tod bleibt, ist unsere Liebe. Das, was uns, den Zurückgelassenen, bleibt ist die Erinnerung an ihn mit all ihren Facetten, die beispielsweise gleichermaßen seine Liebe beinhaltet.
Ich will das nachmittägliche Ereignis hier auch nicht zu weitschweifend erläutern, doch noch zwei kleine Begebenheiten, eine erschreckende und eine peinliche, erwähnen.
Als mein einer Onkel vor dem Grab seines Vaters stand, dachte ich für einen winzigen Moment tatsächlich, er springt jetzt ins Grab seiner Eltern. Ich hatte es kürzlich erst erwähnt. Seitdem Tod meiner Oma hat er jeglichen Lebenswillen verloren und sich nur noch auf deren Grabpflege und um die Fürsorge seines Vaters gekümmert. Er wird die Wohnung meiner Großeltern, seiner Eltern, weiter behalten. Das kann nicht gut gehen. Das sagen auch die anderen Verwandten, aber für Argumente und Gespräche ist er nicht zugänglich. Er wird künftig jedes Wochenende in die leere Wohnung seiner Eltern kommen. Wie viel Schmerz erträgt ein Mensch? Er hat sich so verändert in den letzten drei Jahren, seitdem sich sein neuer Freund „Alkohol“ an die Seite gesellte.
Peinlich, um nicht unendlich peinlich zu sagen, ist die Tatsache, dass ich bei Beerdigungen oftmals lachen muss, eigentlich oftmals bei Anlässen, die absolut nicht zum Lachen sind. Meiner Schwester geht es diesbezüglich nicht viel anders. Wenn man uns so sieht, muss man wirklich glauben, dass wir keinen Hauch an Anstand in uns haben oder komplett pietätslos sind, dabei platzt es wirklich völlig unkontrolliert aus uns heraus. Zum Glück hatten wir uns heute innerhalb der Gesellschaft soweit im Griff, dass uns das nicht passierte. Als wir aber als Nachzügler auf dem Weg von der Kapelle zum Grab waren, polterten einige Lachsalven völlig unkontrolliert aus uns raus. In solchen Momenten könnte ich vor Scham dann echt im Boden versinken.
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